Berlin, den 7. X. 1814

Des Königl. Preuß. Obrist-Lieutenants Herrn Grafen v. Lehndorff Hochwohlgeboren werden es mir verzeihen, dass ich Sie bei Ihrem kurzen Aufenthalt in Berlin mit Bitten lästig falle. Meine Lage, welche durch den Tod meiner Tochter und den Kriegsereignissen so sehr drückend geworden ist, lässt mich hoffen, dass Sie ein noch schuldiges Agio von 50 Rtlr. erlassen, überdem, da ich pünktlich die Miete zahle.

Legen Sie es mich, Ew. Hochwohlgeboren, aber nicht als Unbilligkeit aus, wenn ich noch die Bitte zufüge, dass, da der Ofen in meiner Wohnstube sehr schadhaft ist, dass nicht das Umsetzen allein reicht, Sie gütigst mir im Frühjahr einen setzen lassen, in 11 Jahr, dass wir das Quartier bewohnen, ist ja durchaus keine, nicht einmal nötige Reparatur gemacht, und versichert bin ich, dass, wenn Sie es selbst sehen sollten, einige Änderungen machen würden. Gewiss ist es mir sehr schwer zu bitten, da eine traurige und drückende Lage uns in dieser Notwendigkeit versetzt, dürfte ich Sie noch ergebenst ersuchen, mir einige Antwort zu geben, und nicht durch H. Schröder, der gewiss ein achtbarer Mann, aber sehr schwach und alt ist.

Die ich mit ausgezeichneter Hochachtung verbleibe
Ew. Hochgeboren ergebenste Dienerin

Becker

Zitierhinweis

Mieterin Becker an Carl Meinhard Graf von Lehndorff. Berlin, 7. Oktober 1814. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_acb_ymz_yhb