Steinort, den 12. Oktober 1808

Gnädigster Herr Graf!

Willimzig ist Sonntag Abend mit Sachen und Pferden gesund und glücklich angekommen. Die mir in dem Brief genannten Befehle werde ich pünktlich zu erfüllen suchen.  Zur Geschichtes des Billarspiels siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Billard. In Beschreibungen des Schlosses wird ein Billard erwähnt, das in der oberen Diele aufgestellt war.
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In Angerburg ist ein Tischler, der da schon 2 Stück Billard eingerichtet und aufgesetzt hat.
Die Räder kann ich jetzt nicht gleich fertigen lasen, wenn sie von Bestand sein sollen, indem das Holz dazu wenigstens noch 4 Wochen trocknen muss, da solches Holz nicht Vorrat gewesen ist. Euer Hochgeboren erwähnten im vorigen Briefe einen Stellmacher? Vielleicht soll dieser auch zugleich den kleinen Schlitten hier machen, ich werde also vom Tischler noch nichts wie Holz dazu zubereiten lassen.

Dass der Halfter nicht mitgekommen, ist nicht meine Schuld, er ist beim Einpacken aus den Decken, wo er eingewickelt war, ausgestreuet worden. Ich werde zwar so viel die Zeit und Umstände es erlauben, in künftigen Brachfeldern umpflügen lassen, nur die Weide wird uns alsdann fehlen.

 Lehndorff ersuchte die Angerburgsche Landschafts-Direktion um eine „Abschätzung der Steinortschen Güter“. Diese wurde einer Kommission, der Kuegler angehörte, am 18. Mai 1809 übertragen. Berent hatte die Kommission zu unterstützen und ihr alle notwendigen Unterlagen zur Feststellung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, von Erträgen, Gebäuden und Pachtverhältnissen zur Verfügung zu stellen, vgl. GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 37. Der Plan „vom Dorfe und Garten in Steinort“ (siehe beigefügtes Digitalisat) in: StA L, Bestand 21950 Familienarchiv Lehndorff, K 18.
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Ew. Hochgeboren bitte ich nochmalen wegen der Auseinandersetzung und wegen Absetzung und Beibehaltung der Bauern Rücksprache mit Ihrer Exzellenz der Frau Mutter zu nehmen, damit im künftigen Frühjahr doch der Anfang zur soliden Einrichtung in den Gütern gemacht werden kann.
Die jetzt vorhandenen Bauern, besonders die, wo viele wüste Erben sind, fangen an über die Lasten, die sie erstens in Gemeinschaft der übrigen haben leisten müssen, jetzt allein tun sollen, zu murren, besonders über die Düngerfuhren, Wege und Brücken machen, Ordonanzen geben, Circulaire weiter bringen, Knüppelfuhren machen, den Schullehrern ihren Acker zu bearbeiten und Holz anzufahren, den Hirten und Schmiede desgleichen, und viele andere Sachen mehr, ich tue von den Vorwerkern was ich kann, allein ich habe noch nicht Instleute und Angespanne genug, um alles zu bestreiten.

Ich tröste und freue mich übrigens auf das baldige Wiedersehen Ew. Hochgeboren, damit wir mündlich darüber sprechen können, um doch einigermaßen die Sache wieder in ihren vorigen Gang zu bringen.

In den Gütern ist noch sonsten alles gesund und gut und es scheint, als wenn die Erdraupe ihre Verheerungen eingestellt hat.

Meine Frau mit mir empfehlen uns allen hohen Herrschaften zu Gnaden und ich unterzeichne mich mit allem Respekt
Ew. Hochgeboren untertänigster Diener

Berent

Zitierhinweis

Friedrich August Berent an Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff. Steinort, 12. Oktober 1808. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_d11_hzy_bdb