Königsberg, den 4. Juli 1757
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König
Allergnädigster König
und Herr!
Nach der von Ew. Königlichen Majestät allergnädigst geschehenen landesväterlichen
Erinnerung bin ich Gemeint sind die Ereignisse
des Siebenjährigen Krieges, die nun auch Ostpreußen erreicht hatten. Zur
Verteidigung Ostpreußens hatte Friedrich II. den Generalfeldmarschall
Johann von Lehwald mit 30.000
Mann vorgesehen. Am 1. Juli griff eine ca. 100.000 Mann starke russische
Armee an. Sie nahm nach kurzer Belagerung die Festung Memel am 5. Juli ein. Das nächste
Etappenziel war Königsberg.
Dabei stellte sich das preußische Korps des Generalfeldmarschalls
Lehwald dem russischen Vormarsch entgegen. In der Schlacht bei
Groß-Jägersdorf wurde es am 30. August geschlagen. Trotzdem war die
russische Versorgungslage ohne den Hafen von Königsberg so schlecht,
dass die Russen sich aus Ostpreußen zurückzogen. Nur in Memel verblieb
eine Besatzung.
[Schließen]bei denen jetzt aufscheinenden
Troublen am meisten besorgt, das Digitale
Aufnahme in: Österreichisches Staatsarchiv, AT-OeStA/AVA Adel RAA 253.54
Löhndorff (Lehndorff), Ahasverus von, Kurbrandenburgischer Oberrat und
Regierungsrat, Oberstburggraf in Preußen, Generalleutnant, und sein Sohn
Johann, Ordensritter, designierter Komptur zu Supplinburg, Grafenstand
für das Reich und die Erblande, Hoch- und Wohlgeboren, Wappenbesserung
durch Vereinigung seines Wappens mit dem von Eulenburg,
Verleihungsdatum: Wien, 23.2.1687, fol. 1-24 (digitale Aufnahme, Wappen
fol. 7v-8). BLHA, Rep. 78 Kurmärkische Lehnskanzlei, II Familien L 19
Graf von Lehndorff: Konfirmation des Grafenstandes für den vom Kaiser am
23. Februar 1687 in den Grafenstand erhobenen Generalleutnant und
Regierungsrat Ahasverus von Lehndorff (Löhndorff), 1688 durch Kurfürst
Friedrich II. bestätigt. Zum Verbleib siehe das Dokument vom 19. November 1948.
[Schließen]Gräfliche
Diploma meiner Familie nebst andern alten Urkunden an eine sichere Verwahrung zu
bringen, welche am besten bei Ew. Königlichen Majestät hiesigem in Königsberg
[Schließen]Geheimbten Regierungs-Archiv zu finden glaube.
Daher denn Ew. Königliche Majestät allerdemütigst imploriere, Höchstdieselben geruheten allergnädigst nachzugeben und zu verfügen, dass bei erwähntem Archive ein Kästchen mit Dokumenten gegen einen darüber zu erteilenden Schein zur Verwahrung von mir angenommen werden möge.
Die ich in tiefster Submission verbleibe
Bis hierhin verfasst von Johann Jacob Dörffer, Advokat und
„Kurator“ der Reichsgräfin, siehe dessen Vermerk auf der
Rückseite und Unterschrift in: GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv
Lehndorff-Steinort, Nr. 13, n. f. (Urkunde vom 24. August 1768). - Dörffer
war Hofgerichts-Advokat. Er war ihr im März 1745 in einer rechtlichen
Angelegenheit als „solide“ und mit dem Bemerken, dass er
„seine unterhabenden Sachen mit besonderem Fleiß und Applikation
ausführt“, empfohlen worden, GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv
Lehndorff-Steinort (Daniel Hoyer an Gräfin von Lehndorff, 4. März 1745, GStA PK,
XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 652, n. f).
[Schließen]Euer Königlichen Majestät alleruntertänigste
L. M. verwittibte Gräfin von Lehndorff geborene von Wallenrodt
Am selben Tag, dem 4. Juli 1757, erging auf königliche Ordre
folgender Bescheid (Bl. 1): Wir haben dem im abschriftlichen Beischluss
enthaltenen Gesuch der verwittibten Obrist-Lieutenantin Gräfin von Lehndorff geb. von
Wallenrodt stattgegeben und befehlen dir dahero hiermit Allerhöchst, das darin
erwähnte Kästchen mit Dokumenten zur sicheren Verwahrung bei dem hiesigen Geh. Archiv
von derselben anzunehmen, ihr auch einen gewöhnlichen Repositions-Schein darüber
zuerteilen.
OL v. Tettau.
Subscr.
v. Wallenrodt v. d. Gröben v. Rohd
v. Tettau
Am 7. Juli 1757 nahm der Archivar Klinggraff von der verwittweten Frau Obrist-Lieutenantin Gräfin von Lehndorff, geborene von Wallenrodt Hochgräfliche Gnaden einen in schwarzes Wachstuch emballierten versiegelten und mit den Worten Lehndorffsche Sachen und dem Buchstaben D bezeichneten großen Korb mit Dokumenten zur verwahrlichen Aufbehaltung in dem Königlichen Geheimten Archiv entgegen, welches durch gegenwärtigen Depositionsschein mit Beifügung des Königlichen Archiv-Insiegels von mir attestiert wird. (Bl. 2) Anmerkung des Autors (am linken Rand) p. m. den 19. Januar 1758 hat der Herr Konsistorialrat Dörffer als Mandatarius der Frau Obrist-Lieutenantin Gräfin von Lehndorff den nebengemeldeten Korb mit Dokumenten zurück genommen und den gegenwärtigen Depositionsschein retradiret.
Zitierhinweis
Maria Louisa Gräfin von Lehndorff an Friedrich II. König von Preußen. Königsberg, 4. Juli 1757. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_fnb_2km_xz