Breslau, den 8. Juni 1799

Hochgeborener Graf,
Gnädiger Herr!

Euer Hochgeboren gnädiger Zuschrift vom 29. Mai zufolge werde ich nicht ermangeln, die zu Termino Johanni c. a. gefälligen halbjährigen Interessen durch die Splittgerbersche Handlung baldmöglichst zu übermachen. Es ist übrigens richtig, dass die Schlesischen Pfandbriefe im Agio-Kurse sehr gefallen sind, und vor einiger Zeit sogar unter pari mit 1 pro Ct. Verlust gestanden haben. Gegenwärtig stehen sie jedoch schon wiederum zu 1/2 bis 1 pro Cent Agio, und ich glaube nicht, dass die Pfandbriefinhaber in Ansehung des Kapitals selbst jemals gefährdet sein werden. Die Ursache des gesunkenen Agio-Kurses ist ohnstreitig keine andere als der notorische Mangel an barem Gelde und  Vgl. zur wirtschaftlichen Lage des Adels und zu den Bemühungen um Konservierung des schlesischen Adels nach 1800 auf Grundlage der Akten des GStA PK: Straubel, Rolf, Adlige und bürgerliche Beamte in der friderizianischen Justiz- und Finanzverwaltung. Ausgewählte Aspekte eines sozialen Umschichtungsprozesses und seiner Hintergründe (1740-1806), Berlin 2010, S. 437 ff.
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die unter dem Schlesischen Adelsstande so allgemein gewordene Banquerotts
, wodurch natürlich der öffentliche Kredit noch mehr geschwächt worden. Dieses ist alles, was ich Euer Hochgeboren zu Dero Beruhigung anzuzeigen vermag, und ich kann als ehrlicher Mann versichern, dass mir keine anderen Ursachen als die angeführten bekannt sind.

Ich bin in vollkommener Hochachtung
Euer Hochgeboren untertänigster

Uber Sen.

Zitierhinweis

Johann Gottlieb Uber (Sen.) an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Breslau, 8. Juni 1799. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_h4b_czf_nbb