Gumbinnen, 24. August 1784

Hochgeborener Herr,
Höchstgeehrtester Herr Graf, wirklicher Kammerherr und Ritter!
Gnädiger Herr!

So sehr mich auch jede Nachricht von Höchstgebohren hohem Wohl interessiert, so habe dennoch in bereits etlichen Monaten nichts davon in Erfahrung bringen können; ich vermute, so wie ich es recht sehr wünsche, dass Hochdieselben sich dorten in dem Zirkel Dero hoher Freunde in dem besten Wohlsein befinden.

Mich hat eine starke Krankheit 14 Tage bettlägerig gehalten, meine Kräfte sind sehr mitgenommen, und umso mehr wird mir mein Rechnungs- und Zahlen-Departement,  Vgl. dessen Brief vom 14. Mai 1784.
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worin sich bis jetzt noch nichts abgeändert hat
, sauer und zu bestreiten fast unmöglich werden. Es wollte vor etwa einem Monat hierselbst verlauten, dass des Herrn Etats-Ministers von Gaudi Exzellenz darauf dächte, mich zum Kommissario loci über die 10 polnischen Städte dergestalt zu setzen, dass ich künftighin in meinem Kreise wohnen müsste. Vielleicht haben Euer Hochgeboren Gelegenheit gehabt, Seine Exzellenz zu sprechen. Vielleicht haben dieselbe sich über dies Sujet ausgelassen, und in diesem Fall bitte ich gehorsamst um eine kleine höchstgütige Nachricht durch meinen Cousin, den Referendarius Graef(?). Mir sollte diese Disposition nicht unlieb sein, da ich die zu meiner Konservation so höchst nötige Ruhe erhielte und meinen Wohnsitz gleich in Angerburg nehmen könnte und würde. Euer Hochgeboren bitte ich daher ganz gehorsamst, falls Hochdieselben gelegentlich hierzu etwas beitragen könnten, meiner bei Seiner Exzellenz gnädigst eingedenk zu sein.

Die zweite mir so sehr angelegentliche Sache, den  1788 muss der Kommissionsrat Paulsen, Königsberg, im Besitz von Schillgallen gewesen sein. Im Pränumerandenverzeichnis zu den Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Königl. Preuß. Generals von der Infanterie Freiherrn de la Motte Fouque ..., T. 1, Berlin 1788, wird er als „auf Schilgallen“ gesessen erwähnt.
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Verkauf des adlichen Gutes Schillgallen an einen Verwandten bürgerlichen Standes namens Paulsen betreffend, ist gleichfalls noch nicht zu Ende.
Das Lehns-Departement hat durch das Königsbergsche Etats-Ministerium annoch einige Nachrichten erfordert, und gebe ich mir die Ehre, die Beantwortung, welche gründlich und mit allen Zertifikaten versehen ist, Euer Hochgeboren in  Liegt dem Brief nicht bei.
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Abschrift
hierbei ganz gehorsamst vorzulegen.

Euer Hochgeboren Vielvermögenheit würde den Wunsch einer ganzen Familie zur baldigsten und besten Erfüllung bringen können, wenn Hochdieselben hierüber ein gutes Wort bei dem Etat-Minister von Münchhausen Exzellenz einzulegen sich höchstgeneigtest gefallen lassen wollten; ich unterstehe mich, Euer Hochgeboren ganz gehorsamst darum zu bitten, und beharre in größtem Respekt

Euer Hochgeboren untertänigster Diener

Becherer

Zitierhinweis

Kriegs- und Domänenrat Becherer an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Gumbinnen, 24. August 1784. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_sqx_hc1_hy