Möglin, den 14. Januar 1810
Gnädigster Herzog!
Der Brief beginnt mit Ausführungen zu der bevorstehenden Hochzeit des Prinzen Wilhelm von Holstein-Beck mit der Prinzessin Luise von Hessen-Kassel am 26. Januar 1810.
Sie geben mir den Auftrag, Gnädigster Herr, Ihnen noch die Ackerinstrumente zu bestellen und einige Sämereien zu besorgen. Ersteres habe ich vorläufig getan und werde die Sämereien mitbringen, wenn Sie sie noch befehlen, da ich zur Zeit ihrer Einsaat bestimmt wieder in Preußen sein werde. Sagen Sie mir aber, ob es noch dabei bleibt, oder ob die Reisepläne auch vielleicht einen Einfluss auf Ihre wirtschaftlichen Operationen haben werden, und Sie nun keinen Wert mehr auf neue Anwendungen legen.
Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. 4 Bde., Berlin
1809–1812.
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Thaers Werk wurde kurz nach Erscheinen Thaer,
A(lbrecht), Grundsätze der rationellen Landwirthschaft, 7 Bde.,
Wien, Gassler „Für die Oesterreichischen Staaten bearbeitete einzig
rechtmäßige Ausgabe" 1810/13.,
[Schließen]in Wien
preiswert nachgedruckt, in Lehndorffs Augen ein
Diebstahl. Ich wünschte, dass unsere Buchhändler sich nicht mit dem
Debit dieses Nachdrucks befassten. Doch das wird wohl nicht zu vermeiden
sein.
Editorische Auslassung [...]
Eichler
hatte 1791 das Rittergut Aweyden bei Königsberg erworben, betrieb dort eine
rationale Landwirtschaft und galt als einer der besten Landwirte in Ostpreußen.
Er investierte sehr viel Geld in die Anschaffung verbesserter Ackerwerkzeuge,
die er überwiegend in England beschaffen ließ. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Casimir_Elias_Eichler_von_Auritz
[Schließen]Sie wissen wahrscheinlich schon, dass Aweyden mit seinen Dependenzen vom Staat
erkauft werden soll, um dort eine Model- und
Experimental - und sozusagen eine Pepinière-Wirtschaft unter der
Direktion des jetzigen Besitzers Eichler zu etablieren.
Die Idee macht dem Gouvernement Ehre, ich zweifle aber, dass der Erfolg das Werk
krönen werde, und dass der Zweck erreicht werden wird. Ich habe den Plan zu der
ganzen Sache gelesen und mit dem Staatsrat
so recht analysiert. Er ist um sein Gutachten darüber gefragt worden, und hat es nach
seiner Herzensgüte und Nachsicht vorteilhaft für Eichler gegeben, doch ist er meiner Meinung über den schwerlich
erfüllten Zweck. Nach dem eingereichten und detaillierten Plan des Besitzers scheint
es mir nicht der Mann zu sein, der ein so wichtiges Werk dirigieren könnte, und nach
meinem Glauben scheint es mir eine Finanzoperation von ihm zu sein, um sein Gut
vorteilhaft zu verkaufen, für das man ihm durch Vermittlung von Auerswald 170.000 Tlr. geben will. Doch ist es
besser, dass doch etwas zum Guten geschehe als gar nichts, und es ist wenigstens ein
eröffnetes Feld für die Zukunft, und was die Direktion anbetrifft, muss man sich mit
dem Sprichwort trösten: Unter Blinden ist der Einäugige König.
[Schließen]au royaume des aveugles, les borgnes sont rois. Das wäre so recht ein Unternehmen für den Staatsrat, verbunden mit einem
Institut nach dem hiesigen Fuß eingerichtet. Welcher Segen könnte daraus für unser
Vaterland entsprungen, und Thaer wäre nicht
abgeneigt zu dieser Versetzung. Doch dieses alles unter uns, Gnädigster Herr!
In Berlin ist - eine rasende
Wirtschaft! Eine Menge Schwätzer
[Schließen]Faiseurs, Anstellungen und Pensionen
regnen, und man sollte glauben, unser kleiner Staatsbeutel wäre der Ölkrug von
Sarepta geworden. Neue Hofetiketten, Kuren, neue Orden, Neuerungen aller Art
beschäftigen Hof und Stadt. Das alles aber greift nicht ein und will nicht
passen. Es kommt mir vor, als jemand, der eine neue Wechselwirtschaft etablieren
will, und weder Dünger noch Viehstapel hat, und den Übergang nicht versteht. Ich
will wünschen, dass der Staat nicht das Schicksal solcher Wechselwirte teilen
möge.
Editorische Auslassung [...]
Carl Lehndorff
Zitierhinweis
Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff an Friedrich Karl Ludwig Herzog von Holstein-Beck. Möglin, 14. Januar 1810. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_t25_x3c_wcb