Mai. Vier bange Wochen habe ich verlebt, da meine Frau immer sehr unpässlich und in beständiger Angst vor einer Frühgeburt war, was schließlich auch eintrat. Am 1. Mai kam sie im sechsten Monat mit einem Mädchen nieder. Zu meiner großen Freude sehe ich, dass meine Frau sich zusehends erholt, so dass ich mich über den Verlust des Kindes tröste, obwohl es mir recht nahe geht.   Editorische Auslassung [...]

Alle Nachrichten, die ich aus Preußen bekomme, drehen sich nur um den dortigen Aufenthalt unseres Königs und die Ungeduld, mit der man allgemein unsere Besitzergreifung von Preußisch-Polen erwartet. Der Prinz von Preußen kommt von seinem Besuch in Preußen ganz entzückt zurück, und die Segenswünsche und Ausdrücke der Bewunderung, die man von dort über ihn hört, nehmen gar keine Ende.

Zitierhinweis

Tagebucheinträge von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, Mai/Juni 1772. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_clx_m5s_xdb