Extrakt aus dem in dem hochgräflichen Gut zu Steinort den 24. Mai 1735 gehaltenen Verhör
Nachdem Johann Masuch, ein Untertan aus den
Steinortschen Gütern, mit seinem Weibe
in dem Brosowkenschen Walde geirrt, haben
sie den Schulzen in Trzetzacken(?)
angetroffen, dem sie auf sein Fragen ihr Entlaufen offenbart und zugleich gebeten,
ihnen einen Dienst zuzuweisen, welcher sie auf die Nacht zu sich nach Trzetzacken
genommen und folgenden Tages in ein Höfchen nach Brosowken
Ein Nachfahre, der Händler Max Kroll, lebte noch Mitte des 20.
Jahrhunderts in Brosowen.
[Schließen]bei einem Freien Kroll
gebracht, welches Freien Ehegattin in Steinort Leibmädchen bei Ihro
Hochgräflichen Gnaden gewesen. Dieser Kroll hat ihn befragt, woher er komme und wer
er wäre, und als er ihm erzählt, dass er ein entlaufener Untertan aus Taberlack wäre, habe der Kroll ihm gesagt, er
solle nur bei ihm als Knecht dienen, es ginge daselbst keine Landstraße und würde bei
ihm nicht verraten werden; daselbsten habe er, bis er abgeholt worden, als Knecht und
sein Weib als Magd, die stets bei der Branntweinbrennerei gewesen, gedienet; der
Hofmann aus Labab wäre aber vor 14 Tagen
von seinem Herrn, dem Herrn von Schlichting, nach dessen Gütern mit Carpen(?) gefahren, und habe ihn unterwegs angetroffen, so ihn
gleich gekannt, angeredet und gefragt, wo er sich aufhielte, und als er gestanden,
dass er mit seinem Weibe sich in Brosowken bei dem Freien Kroll aufhalte, hätte ihn
der Hofmann auf dem Rückwege angesprochen und hätte ihn mit seinem Weibe nach
Steinort mitgenommen, dem er und sein
Weib auch willig gefolgt. Er beklagt mit Tränen, dass er der gnädigen Herrschaft so
untreu gewesen, gelobt an, niemalen mehr auf den Gedanken zu kommen, sondern der
gnädigen Herrschaft bis an seinen Tod treu und ehrlich zu dienen, und bittet um
gnädige Strafe.
G. Heiligendörffer H. Billich
Adel. Gerichtsschreiber Richter in Rastenburg
Zitierhinweis
Protokoll eines gerichtlichen Verhörs. Steinort, 24. Mai 1735 . In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_hrx_1cb_ycb