Wegen meines kranken Fußes gehe ich nicht aus. Da kommt eines Tages ein Kaufmann
Schultz, der mit meiner
Schwiegermutter entfernt verwandt ist, und bittet mich mit gefalteten Händen, den
Abend bei ihm zu verleben. Ich muss ihm versprechen hinzukommen. Ich finde dort mehr
als vierzig Personen, lauter reiche Kaufleute und Geheimräte. Die ganze bürgerliche
Herrlichkeit ist in ihrem Glanz zu sehen; überall Reichtum, prächtige Kleider und
Edelsteine. Eine Frau Wahrscheinlich Wegely, Ehefrau des Berliner
Kaufmanns Wilhelm Kaspar Wegely
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Wagelin
überstrahlt alles, sie ist in einem einer Königin würdigen Geschmack
gekleidet. Sie erklärt mir, sie könne keinen Putz leiden, sobald sie wüsste, dass
eine andere ihn früher habe als sie, und spricht von tausend Talern wie wir von
einem Goldstück. Kurz, ich fühle mich gedemütigt und ich bin überzeugt, wollten wir
gegen ihre reellen Vorzüge alle unsere alten Pergamente und Familiendokumente nebst
Stammbäumen von zweiunddreißig Ahnen ausspielen, so würden sie uns auslachen.
Zitierhinweis
Tagebucheintrag von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, 12. Dezember 1759. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_uty_hvc_pdb