30. August 1854 (von Frau Pastor Rische)

Auf „Einladung von Exzellenz“ ist sie zum Kaffee in Faulenrost, Sommerwohnsitz der Hahns.

  Editorische Auslassung [...]

Exzellenz war ganz entrüstet über die Erlaubnis zur Sonntagsarbeit. Sie sagte, sie hätte aber wenigstens ihrem Herzen Luft gemacht und am Sonnabend an den Minister v. Schröter geschrieben. Auch dem Inspektor hier hat sie ihre Meinung gesagt. Ich begreife es auch nicht, wie es möglich ist, dass die mecklenburgische Regierung für drei Sonntage die Arbeit erlauben konnte. Die Entheiligung des Sonntags und dies Hinken auf beiden Seiten, dies „Berücksichtigen der Verhältnisse‟, wie man es hier nennt, ist ein Fluch, der auf Mecklenburg liegt. Exzellenz sagte: „Solche gemeine Habgier der Freundlichkeit des segnenden Gottes gegenüber sei ihr entsetzlich zuwider.‟ Die Gräfin schrieb auch von Rehme aus an August, die Pastoren möchten doch darüber wachen, dass ihre Inspektoren sich nicht solcher Sünde teilhaftig machen. Der hiesige Inspektor hatte schon einen Sonntag eingefahren. Da hat aber Exzellenz ihm das Gewissen heiß gemacht. Es ist interessant zu hören, wenn sie in ihrer eifrigen Weise dergleichen erzählt. Ich freue mich sehr ihrer Entschiedenheit.

Leider befand ich mich so wenig gut in Faulenrost, dass ich glaubte, ich würde ganz krank. Es war sonst so sehr hübsch dort und wir fahren immer so gern nach Faulenrost. Ich wünsche von Herzen, dass das Bad in Rehme der Gräfin gut tun möge; es würde doch in vieler Beziehung recht schlimm sein, wenn sie stürbe. Sie hat sich so über Vaters (Pastor Volkening - Jöllenbeck) Besuch gefreut.

Zitierhinweis

Aufzeichnung von Ida Rische. Faulenrost, 30. August 1854. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_ypf_q1j_r2b