Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff an seinen Sohn Heinrich. Steinort, 2. März 1796

Prinz Heinrich wünscht Heinrich von Lehndorff in Rheinsberg zu sehen, der sich in Potsdam aufhält. Lehndorff wird die Reise dorthin organisatorisch und finanziell unterstützen. Der Prinz habe „Henri‟ besonders seinem Sekretär Monsieur Le Beau empfohlen, der ihm sein Zimmer anweisen und ihn führen wird. Henri müsse sich auch zur Gräfin Henckel begeben, die ihn freundschaftlich beraten wird. In Rheinsberg wird er eine prächtige Gesellschaft und viele geistreiche Personen antreffen. Er solle sich um die Sympathie des Chevalier de Bouffler bemühen (dieser sei weltbekannt und ein zweiter Voltaire), auch um die der Gräfin Sabran. Die Bekanntschaft mit dem Kammerherrn Baron von Münchhausen solle er erneuern; dieser werde ihn zu seinem Konzert zulassen. In Rheinsberg wird er Instruktionen für seine Rückkehr nach Preußen finden. [...?] wird ihm nützlich sein, weil er Rheinsberg kennt. Er solle vorsichtig sein und sich vor allem nie dem Spiel ergeben. Er solle höflich und aufmerksam sein, aber sich nicht jedem anvertrauen und sich nicht mit den Leuten gemein machen. Gegenüber dem Prinzen solle er ehrfürchtig sein; ihm könne er auch vertrauen. Er solle ihm sagen, dass er in ihm einen zweiten Vater sehe; das werde ihn freuen. Er solle den Prinzen auch bitten, ihm seine Bibliothek zu zeigen, ihm beim Malen zusehen zu dürfen und vor allem sein Schauspiel zu sehen; dies werde seinen Geschmack bilden. Vor allem müsse er ihm einmal die Woche schreiben. - Im Moment habe er mit dem Grafen Dönhoff gute Gesellschaft. Dennoch gehe er seinen Geschäften nach; er verachte die Faulheit. In Rheinsberg solle Henri sein Zimmer in Ordnung halten, falls der Prinz zufällig vorbeikommen sollte. Er soll auch die Theaterleute kennenlernen und den Proben beiwohnen, um sein Französisch zu verbessern, was einer der Hauptgründe ist, warum er, Lehndorff, ihn dorthin schicke.

Heinrich von Lehndorff an Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff. Königsberg, 1. Mai 1811

Heinrich von Lehndorff teilt seinem Bruder Carl Friedrich Ludwig mit, dass er vom Pächter einen Brief erhalten habe, in dem dieser erklärt, die Pacht nicht fortsetzen zu können, wenn er keine Unterstützung erhält. Da ihm unklar ist, worin diese Unterstützung bestehen könne, habe er sich nach Warglitten begeben. Der Pächter wünscht eine bare Vergütung eines Teils seiner geleisteten Vorschüsse. In den „bedrängten Zeiten‟ habe er dafür zwar Verständnis, denke aber, dass es nicht gut wäre, solche Zugeständnise zu machen, denn dann könnte man die Pacht auch selbst übernehmen. Deshalb habe er den Pächter gebeten, seiner Mutter ein Schreiben zu schicken, indem er seine Forderungen auf drei Alternativen richten soll: 1. Was er an Remission von der Pacht wünsche? 2. Was er an Vergütung seiner gemachten Vorschüsse wünsche, wenn er keine Remission erhielte und in der Pacht bliebe? 3. Wie eine Auseinandersetzung aussehen soll, wenn er die Pacht abgäbe und das angeschaffte Inventar auf den Gütern ließe. Er hofft, dass der Bruder bei der Auseinandersetzung dabei sein wird, damit man einen gemeinsamen Beschluss fassen kann. Variante 1 und 2 sind problematisch, da er, der Bruder und die Ysenburgs auf die Revenuen der Landkeimschen Güter assigniert sind. Immer ist Geld notwendig und der endliche Zweck, „die Güter aus den Händen der Pächter zu ziehen‟, wird nicht erreicht. Im Fall der dritten Alternative wäre er bereit, die Bewirtschaftung der Güter zu übernehmen. Dies wäre „ein großer Schritt, um uns von Schmidt zu trennen‟. In diesem Fall würde er auf sein „Projekt von Stawken und Pristanien Verzicht leisten‟.

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