Philipp Otto Graf von Dönhoff an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Quittainen, 13. März 1784
Dönhoff fragt Lehndorff, ob es ratsam, sich wider die
neue Justiz-Einrichtung
zu setzen. Jeder würde submittieren, obgleich so
weniges zum Nachteil unserer Privilegien und alten Rechte zuwider
läuft. Er sei am Ende seiner Karriere und habe praktisch
empfunden, das Geduld alles überwindet. Soll ich nun in meinem Alter noch
wider meine Einsicht, wenngleich ich Patriot bin et pro Deo et patria lebe
und sterbe, noch mit Fremden communem causam machen? Er habe nicht
bemerkt, dass in England oder
Frankreich, wo die Parlamente in
den Zeitungen viel Aufsehen veranlassen, ein ruhiges Leben möglich sei. Wenn ein
Reich mit sich selbst uneins ist, kann es nicht bestehen.
Polen ist da so ein lebendiges
Exempel. Würde Widersetzlichkeit nicht mehr schaden als
helfen und es am Ende heißen,
vana est sine viribus ira
?, wer ein Haus bauen will, muss doch zuvor die Kosten
überschlagen. Er bittet Lehndorff um dessen Ansicht und lasse sich
gern belehren.