Königsberg, den 15. Juli 1784

Hochwürdiger und Hochgeborener Reichsgraf
insonders Hochzuehrender Herr Kammerherr und Johanniter-Ordensritter

  Editorische Auslassung [...] Die Trenckschen Güter sind noch nicht verkauft, der Kommerzienrat Weiß bot vor einigen Wochen 30.500 Rtlr. Da Herr Cap. von Buddenbrock sie ihm als einem Bürgerlichen aber nicht unter 33.333 Rtlr. verkaufen wollte, so trat ersterer zurück und kaufte sich Brasnicken. Vor einigen Tagen hat sich ein anderer adlicher Käufer, nämlich Herr Graf Truchseß von Wilkaschen(?) präsentiert und 30.000 Rtlr. geboten. Ich habe mit der vorigen Post die Erklärung des H. Buddenbrock, der jetzt in Blaustein wohnt, erfordert und wenn Herr Truchseß noch etwas zulegt, so kann der Verkauf jetzt in Kurzem zustande kommen. Dass ich bei dem für Ew. Hochgeboren intendierten Kauf gewiss keine Rücksicht auf Dero bessere Vermögensumstände genommen habe, können Ew. Hochgeboren daraus ersehen, dass ich dem H. v. Buddenbrock für Ew. Hochwürden noch nie 30/Tsd Rtlr. geboten habe, sondern bis auf 28.000 Rtlr. stehengeblieben bin. Wäre Ew. Hochgeboren also an der Akquisition dieser Güter etwas gelegen, so müssten dieselben H. Gr. Truchseß überbieten und mir Dero Entschließung mit der umlaufenden Post, ehe der Zuschlag an H. Gr. Truchseß geschieht, bekanntmachen. Wegen Strittkeim und wegen des Waldes würde die Akquisition für Ew. Hochgeboren auf alle Weise vorteilhaft sein, und glaube ich, dass dieselben die Güter zu 5 Pr. zu nutzen sich gewisse Hoffnung würden machen können. Da ich indessen Verkäufer bin, so wünschte ich, dass Hochgeboren einem Dritten den Auftrag zur Kaufhandlung zu übertragen geruhen möchten, damit ich auch den entferntesten Schein vermeide, als ob ich Ew. Hochgeboren in Rücksicht des Verkäufers zu etwas angeraten hätte, wobei dieselben nachhero nicht ihr Konto fänden. Vielleicht würde H. Kammerdirektor v. Borcke oder H. Staatsminister Gr. v. Schlieben Exzellenz oder ein anderer diese Besorgung für Ew. Hochgeboren übernehmen.

 Vgl. Kirschkopffs Briefe vom 3. Januar 1785 in: StA L, Bestand 21950 Familienarchiv Lehndorff, Nr. 382, Bl. 1-2v, sowie vom 31. Januar 1785, Bl. 28-29v. Demnach hatte er für Regitten nicht mitgeboten, da der Preis 20.000 Rtlr. betragen sollte.
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Das ohnweit Landkeim liegende Gut Regitten und Klein Lehden nebst dem   Unleserliche Stelle [...] Kruge in Wargen kommt jetzt auch zum Verkauf
und würde zur Erweiterung Ihrer Besitzungen in der Landkeimschen Gegend nicht undienlich sein, besonders, da denenselben schon die Hälfte von Lehden eigentümlich gehört.

Zur  Zu Geld- und Wertpapiergeschäften vgl. StA L, Bestand 21950 Familienarchiv Lehndorff, Nr. 295 (1751-1820).
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Unterbringung eines Kapitals von 20 Tsd. oder 30 Tsd. Rtlr.
kann ich vor der Hand Ew. Hochwürden wenig Hoffnung geben. Die Fr. Obr. v. Kalckreuth lässt ihre Kapitalien, die ihr nicht aufgekündigt worden, alle ohngerührt stehen, und ich habe Pupillen- und Kuratel-Gelder selbst über 20 Tsd. Rtlr. in der Banque liegen, von denen ich nicht weiß, wo ich sie sicher unterbringen soll.

Die Bestellung eines Justitiarii hat meines Erachtens gar keine Schwierigkeit. Ich habe schon im vorigen Jahr für Landkeim und Laserkeim den Justizamtmann Schmidt auf ein jährliches Gehalt von 20 Rtlr. angenommen und von der Regierung bestätigen lassen. Es bedarf keines Kontrakts, sondern Ew. Hochgeboren zeigen bloß dem Gutsgericht an, dass sie sich den N. N. zum Justitiario gewählt, dass sie ihm ein jährliches Gehalt von ___ Rtlr. ausgesetzt und dass sie sich mit ihm geeinigt haben, alle Vierteljahre einen Gerichtstag zu halten. Auf dergleichen Berichte lässt die hiesige Regierung ohne fernere Weiterung alle Bestallungen der Orts-Justitiarien ausfertigen, und ich denke, dass Insterburgsche Hofgericht wird und muss ein gleiches tun. Möchte aber H. Glave sich hierunter eine Erschwerung arrogieren, so wird es Ew. Hochgeboren wohl ein leichtes sein, ihn personellement von H.  Johann Heinrich von Carmer
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Großkanzler
eine Zurechtweisung zu verschaffen.

Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung Ew. Hochwürden und Hochgeboren
ganz gehorsamster treuer Diener

 Kirschkopff war zwischen 1775 und 1795 für Lehndorff tätig, siehe dessen Rechnungslegung in: StA L, Bestand 21950 Familienarchiv Lehndorff, Nr. 269.
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Kirschkopff

Zitierhinweis

Hoffiskal Kirschkopff an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Königsberg, 15. Juli 1784. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_k5g_m44_1bb