Regest:

Berent berichtet über die Landwirtschaft in Steinort. Die Bauern hätten zu wenig Zeit, das Getreide zum Verkauf zu dreschen, da sie mit dem Dreschen der Saat und des Brotgetreides beschäftigt seien. Er befürchtet, dass viel Land unbestellt bleiben wird, da die Zeit zum Bestellen der Äcker nicht mehr ausreicht. Die Pferde seien zu entkräftet durch den Mangel an Weide und das Fahren des Getreides, auch seien Äcker und Wiesen „dergestalt eingewässert, dass man liegen mit Pferde und Wagen darauf bleibt“. Hof und Stuben seien auf des Grafen Befehl „innerlich wie äußerlich, so viel wie es hat sein können, ganz in Ordnung gebracht“. Am 8. September werde der Prediger die Kommunion halten. Die eingegangenen Briefe schicke er mit, Prozesss-Sachen seien nicht darunter.  Sperling war noch im Mai 1811 im Amt, vgl. dessen Brief vom 26. Mai 1811 an den Grafen Lehndorff in: GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 491, n. f.
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In Rehsau stehe alles sehr gut, Herr Sperling sei wieder gesund und habe das Wintergetreide gut eingebracht, überhaupt habe Rehsau „dieses Jahr vorzügliches Winter- und Sommergetreide, auch viel Heu“.
- Der Zustand der Güter sei „noch erträglich“, Regen und gutes Wetter würden wechseln, man könne arbeiten, „so viel unsere Kräfte zulassen“. Das Korn sei mit Mühen eingebracht, in den „Fächern ist mehr wie voriges Jahr, nur lohnen wird es nicht sehr, weil zu viel Futter darunter ist“ Der Weizen liegt „abgehauen“ und man hoffe auf gutes Wetter, er sei jedoch „außerordentlich voller Gras und Unkraut“. Die große Gerste sei sehr gut, Hafer und kleine Gerste seien noch auf den Feldern, stehen aber gut, ebenso Flachs und Bohnen. Jedoch seien die Erbsen und Linsen, ebenso die Kartoffeln von der Nässe verdorben. Die Heuernte sei geteilt - die Vorwerke, die „hohe Feldwiesen“ haben, wie Klein Steinort, Stobben, Stawisken, Taberlack, hätten mehr Futter als im vergangenen Jahr; in Serwillen, Labab und Groß Steinort stehen die Wiesen unter Wasser. In Rastenburg und Angerburg würde der Marktpreis für Roggen bei 1 Rtlr. 15 Gr. pro Scheffel liegen, man hofft auf fallende Preise, da „fast noch nichts gedroschen ist“; es werde allgemein geklagt, dass man keine„fremde Drescher“ bekäme. - Der Brief des Grafen aus Neudörffchen sei erst am Montag Abend eingetroffen. Er möge verzeihen, wenn der Wagen nicht am Dienstag Abend in Heilsberg ankomme, er habe „dem Jacob ernstlich anbefohlen, langsam zu fahren und sich so einzurichten, dass er spätestens Mittwoch um 7 Uhr Morgens in Heilsberg eintrifft“. Die Weizenernte sei eingebracht, jetzt beschäftige man sich mit dem Heu im Sommerfeld, mit der Gerste und dem Pflügen für die Wintersaat.  Schon am 12. November 1750 war eine Ermahnung an die Drescher ergangen, „sich mit dem üblichen Lohn zufrieden zu geben“, diese in: GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 588.
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Noch immer bekäme man keine Drescher, „und die man noch hat, machen rein und gehen davon, denn jetzo verlangen sie schon den 9. Scheffel oder Ausspeisung, und bevor man dieses geben soll, so wird man sich schon alle Mühe lieber geben, und Saat kaufen.“
200 Scheffel a 1 Rtlr. 15 Gr. habe er schon gesichert. - Das Klage-Protokoll wegen des Prozesses um den Haarszen-Werder sei eingegangen. Das Hofgericht in Insterburg habe den Termin in Angerburg auf den 19. September festgesetzt.

Zitierhinweis

Friedrich August Berent an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Steinort, 28. August bis 30. September 1799. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_twr_w1g_nbb